NEUSCHNEE (2022)
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Das Projekt NEUSCHNEE ist ein Blick in die Zukunft und eine Weiterführung des Langzeitprojekts SCHNEE VON GESTERN?

Wasser wird zu Dampf, Nebel, Eis und Schnee. Es gibt allein ein Dutzend verschiedene Schneezustände von Pulverschnee bis zu Bruchharsch. Schnee ist auch deshalb so faszinierend, da er einem permanenten Wandel, einer permanenten Transformation unterworfen ist – abhängig von den jeweiligen Temperaturen. Da die Temperaturen unumstritten ständig steigen, wird der Naturschnee immer mehr zu einem raren und der Kunstschnee in der Fachsprache als ‘technischer Schnee’ bezeichnet zunehmend zu einem Luxusgut. Im Jahr 2035 ist mit einer Abnahme des Schneefalls in den Alpen von 40% zu rechnen, am Ende des Jahrhunderts um 80%. Sofern wir an dem herkömmlichen Skitourismus festhalten, wird die Produktion von künstlischem Schnee immer bedeutender, aber zu welchem Preis? So gibt Österreich pro Winter ca 154 Mio Euro für die Kunstschneeproduktion aus, Tendenz bisher steigend. 1 km beschneite Piste kostet in den Schweizer Alpen bis zu 1 Mio CHF. 1m³ technischer Schnee benötigt bis zu 500 Liter Wasser. Wie lässt sich das noch legitimieren mit der zunehmenden Wasserknappheit und den steigenden Energiekosten spätestens seit dem Krieg in der Ukraine in diesem Jahr? Die Energie(erzeugung) wird immer mehr zu einem raren, teuren Gut und es wird zwingend nötig sein zu entscheiden, für was und wieviel der Strom und die Energie zukünftig verwendet wird. Im Schneelabor des WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos wird genau an diesen Fragestellungen gearbeitet und geforscht. Das Ziel der Wissenschaftler*innen ist es, den Skitourismus der Alpen langfristig klimaneutraler und nachhaltiger zu gestalten. Im Herbst 2021 habe ich neben Besuchen des Institutes und des Schneelabors auch das Snowfarming in Davos dokumentiert, das ich auch in einer Zeichenserie und im Video thematisiert habe. Die Abdeckung des Altschnees im Sommer mit Sägespänen dient dazu, soviel wie möglich vom Schnee des letzten Winters zu speichern. Die Schneespeicherung in der Schweiz und im gesamten Alpenraum wird immer ausgeklügelter und effizienter, die Schneekanonen benötigen immer weniger Energie zur Kristallbildung. Und doch steigen die Kosten weiter und die Temperaturen ebenso. Neben Gesprächen mit Hansueli Rhyner, dem Spezialist für die Kunstschneeforschung mit dem Namen Nessy Zero E* und dem Wissenschaftler Matthias Jaggi habe ich auch eine eigene Kunstschneeflocke im Schneelabor produzieren dürfen. Diese wird im Video sichtbar und in der Wachsarbeit “NEUE FLOCKE” abstrahiert dargestellt. Wir Menschen, sind Teil der Natur und ausschließlich Gäste dieses Planeten, wie jedes andere Lebewesen auf dieser Erde auch.
Wir sollten Sorgetragen für Wasser, Sorgetragen für das Leben. Die Natur kommt ohne die Menschheit aus – nicht aber der Mensch ohne die Natur. Wieviel künstliche Natur verträgt der Planet also (noch)? Es ist ein bedeutendes Charakteristikum des Anthropozäns, dass die Eingriffe des Menschen in der Natur auf ihn selbst zurückfallen.

Mit freundlicher Unterstützung von Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport