“Hans Fricke und der Wurm“ * (2009 & 2012)
Das Sensationelle liegt im Verborgenen.

Diasandwiches: variable Projektionsgröße, 7 Kreidezeichnungen auf Schiefertafeln
100 x 50 cm, Foliendrucke 26 x 38 cm, 2 Leuchtkästen 50 x 70 cm, Spiegelobjekt,
Drehobjekt: kinetischer Postkartenständer (mit Klaus Taschler)

Der Toplitzsee ist angeblich der sagenumworbenste See Österreich. Vielleicht bald nicht mehr.
Er liegt in einer Sackgasse im hintersten Eck des Ausseerland, noch hinter dem Grundlsee.

“Schuld daran (am Mythos) ist die schlechte Bauweise deutscher Fahrzeuge -
oder Ida Weissenbacher. Jedenfalls ging in einer kalten Aprilnacht 1945 ein Lkw
kaputt; ein paar SS-Soldaten weckten Weissenbacher und drei Bauern auf.
Sie sollten ein paar Pferde holen, man habe einen “wichtigen Transport”.
Also holte man die Pferde, spannte sie vor den Laster und führte sie hinein zum
Toplitzsee. “Es waren unzählige Kisten”, gab Weissenbacher später über die
Ereignisse zu Protokoll. “Dutzende wurden im See versenkt.”
Mehr könne sie nicht sagen, weil man sie weggeschickt habe.”
(Die Presse am Sonntag, 7. Juni 2009)


Die Hobbytaucher fischen nach wie vor in der Gerüchteküche des kleinen
Toplitzsee und zerstören damit das Ökosystem des Sees. Eine Kartierung des
Sees und des Seegrundes sollen dem Spuk - also der illegalen Schatzsuche-
eine Ende bereiten - der See wird somit seine Mystik verlieren. Dafür kann sich
das Ökosystem wieder regenerieren. Bis dato wurden ausschließlich gefälschte
englische Banknoten, Waffen und einige Kriegsrelikte auf dem Seegrund
gefunden.
Aber was bedeutet eine “Kartierung des Sees”? Wird dabei die Natur nicht
ebenfalls angegriffen? Per Ultraschall soll der See abgetastet werden - Meter für
Meter.
Warum zerstören wir die noch wenigen verbliebenen Mythen? Wieso lassen wir
dem See nicht sein Geheimnis und seine wohlverdiente Ruhe? Der Ort hat eine
ganz eigene Ausstrahlung, auch weil die absolute Gewissheit ob seiner
Vergangenheit noch nicht besteht.


Nachdem sich ein amerikanisches Tauchteam um Norman Scott im Sommer 2009
angekündigt hatte, nach dem verschollenen Schatz zu tauchen, wollte ich vorher
noch den “Mythos Toplitzsee” spüren,noch vor den profezeiten Enthüllungen.
Das Tauchteam kam nicht (angeblich wegen Sponsoringproblemen), aber ich war
dort. Nicht unter Wasser, aber 2 Tage am Wasser zu verschiedenen Tageszeiten.

* Biologe Prof. Hans Fricke tauchte mit dem GEO-U-BOOT “Jago” im See und fand
Falschgeld und Kriegsrelikte, sowie einen 23 cm langen Wurm. Lumbricus cf.
Polyphemus, oder „Willi“, wie ihn die Forscher tauften, konnte wie durch ein
Wunder in den sauerstofflosen Tiefen überleben.

ZDF, www.toplitzsee.at, http://www.echoonline.at/index.php?option=com_content&
view=article&id=1223:wie-ein-gipfelsturm-nach-unten&catid=26wissenschaft&Itemid=55


Toplitzsee, Österreich